03.03.2022 - Rückkehr vor 14 Jahren

Weißstörche – Botschafter für den Naturschutz

Edertal. Auch im 70. Jahr des Bestehens der NABU-Gruppe Edertal sind die Wappenvögel des Naturschutzbundes Deutschland wieder an ihren Brutplatz an der Wesemündung bei Giflitz zurückgekehrt. Das Storchen-Weibchen mit der Ringnummer HES SE 142 brütet dort seit 2010. Es wurde am 6. Juni 2008 als eines von drei Nestlingen im Baseler Zoo in der Schweiz beringt. Das Männchen des jetzigen Brutpaares trägt ebenfalls einen Ring mit der Nummer DER AL 925.

Ein Altvogel bringt den Jungen Futter. (Foto: Sonderhüsken)

Es brütet seit 2016 in Edertal und wurde am 8. Juni 2013 als Nestling in Rheinau-Freistett in Baden-Württemberg, südlich von Karlsruhe, beringt. Um das Jahr 1900 brüteten zum letzten Mal Störche bei Anraff. Nachdem ein Wildunger Jagdpächter einen Altstorch und drei Junge erschossen hatte und im nächsten Jahr der verbliebene Storch mit einem anderen Partner einen störungsbedingten erfolglosen Brutversuch unternommen hatte, war das zwischenzeitliche Ende der Adebare im Edertal besiegelt. Dazu schrieb der Anraffer Lehrer Heinrich Schreff 1933: „Das hat die Störche fortziehen lassen, wahrscheinlich für immer; denn der alte Ederlauf, früher voller Sümpfe und Wasserlöcher, ist stark ausgetrocknet. Das Heer der Röhlinge (Frösche) ist vermindert.“ So blieb auch die Anbringung einer Nisthilfe im Jahr 1954 auf einer gestutzten Weide bei Anraff durch den Korbacher Studienrat Hellmuth Henning ohne Erfolg. Umso größer war die Überraschung, als sich im Jahr 2008 ein Storchenpaar auf einen Strommasten der Energie Waldeck-Frankenberg (EWF) ansiedelte. Ein Mitarbeiter des Energieunternehmens erlebte das so: Auf dem Computer-Bildschirm der Kontrollstelle wurde an der Wesemündung eine Störung angezeigt. War da etwa ein Baum auf die Stromleitung gefallen?
Ursache schnell gefunden
Sofort startete ein Störtrupp, um vor Ort nachzusehen. Schnell war die Ursache gefunden. Auf einem Strommasten hatte ein Storchenpaar mit dem Bau seines Horstes begonnen. Offensichtlich hatte dabei ein Ast die Leitung berührt, was zu einem Kurzschluss führte. Die EWF schalte eine Ringleitung, um das benachbarte Bergheim mit Strom zu versorgen. Eine Gefahr für die Vögel durch die Stromleitung bestand fortan nicht mehr. Die EWF übernahm eine Patenschaft für die Zugvögel. Vor der Rückkehr der Störche im Jahr 2009 wurde das Nest zusätzlich gesichert. Der Unterbau des Horstes erhielt eine Rohrkonstruktion und wurde somit erhöht. Seitdem bieten auch die isolierten Leitungsdrähte im Bereich der Brutstätte zusätzlichen Schutz. Alljährlich sind viele Naturfreunde aus nah und fern begeistert, wenn im Frühjahr die Störche aus ihrem Winterquartier in Spanien zurückkehren. Viele Menschen spazieren von der Bergheimer Straße aus auf dem Storchenweg zum Brutplatz oder machen hier Halt, wenn sie auf dem Eder-Radweg unterwegs sind.
Sitzbänke laden zur Rast ein und es gibt aktuelle Informationen zu den Störchen. Spaziergänger und Radler freuen sich auch, wenn sie zwischen Mehlen und Mandern die Störche bei der Nahrungssuche auf den Wiesen beobachten können. Das Beutespektrum der Tiere reicht von Regenwürmern, Amphibien, Reptilien, Heuschrecken bis hin zu Mäusen und sogar Maulwürfen. Spannend ist alljährlich, wie viele Küken im Horst heranwachsen. Bisher waren es meist zwischen zwei und vier Jungtiere. Im Jahr 2010 sogar fünf. Leider kollidierten zwei der unerfahrenen und zu tief fliegenden Jungen auf der Bahnhofstraße mit Fahrzeugen und wurden dabei getötet. Insgesamt wurden von 2008 bis 2021 insgesamt 42 Tiere großgezogen. Mit Spannung wird alljährlich die Ankunft der Zugvögel, die Zahl ihrer Jungen, deren erste Flugversuche, ihren Abflug vom Horst und die gemeinsame Nahrungssuche der gesamten Familie von Interessierten verfolgt. Und im Spätsommer stellen sich ihnen immer wieder die gleichen Fragen: Wann fliegen die Jungen ab und wann werden ihnen die Altvögel in die Winterquartiere folgen?

Ein aufmerksamer Beobachter

Ein aufmerksamer Beobachter: Hermann Sonderhüsken. (Foto: Jonas Dittert)

Seitdem wieder Störche in Edertal brüten, haben sie einen besonders aufmerksamen Beobachter: Hermann Sonderhüsken aus Giflitz. Er dokumentiert alljährlich das Brutgeschehen und hält alle wichtigen Ereignisse mit hervorragenden Fotos fest. Über die Störche berichtet er regelmäßig.
Oft trifft man ihn mit seiner Kamera am Storchenhorst, wo er ein geschätzter Gesprächspartner vieler Besucherinnen und Besucher ist. Zudem sorgt er dafür, dass der dortige NABU-Schaukasten aktuelle Informationen bietet. Inzwischen hat Sonderhüsken fünf Bildbände über die in Edertal ansässigen Weißstörche veröffentlicht. Vier der reich bebilderten Bände hat der Naturfreund auch finanziert. Ihr Verkaufserlös kommt in voller Höhe dem Schutz bedrohter heimischer Tier- und Pflanzenarten zugute.