Spurensuche auf Gelände des Bergheimer Friedhofs – Buchpräsentation in Bergheim
Von Uli Klein
Edertal. Der Jüdische Friedhof in Bergheim ist Zeugnis jüdischen Lebens in Edertal. Die Nachfahren Bad Wildunger Juden, Richard Oppenheimer und Eva Flörsheim, haben sich gemeinsam mit Geschichtsforscher Johannes Grötecke und Alfred Hucke auf Spurensuche der in Bergheim beerdigten Menschen gemacht. Hinweise auf deren Leben und Schicksale liefern Inschriften auf Grabsteinen auch in hebräischer Sprache.
Bislang sei so gut wie nichts über jüdisches Leben in Edertal bekannt gewesen. Einzig der ehemalige Pfarrer Ernst-Friedrich Gallenkamp aus Wellen habe sich zu Lebzeiten mit diesem Thema beschäftigt. „In dessen Nachlass haben wir Namen und auch Wohnorte gefunden“, berichtet Johannes Grötecke. Demnach lebten Juden in Bergheim, Affoldern, Kleinern, Mehlen und Wellen. In Bergheim gab es sogar in einem noch heute existierenden Fachwerkhaus in der Kirchstraße eine Synagoge. Das Gebäude gehörte der Familie Joseph. Sie wohnte dort und betrieb ein Gemischtwarengeschäft bis vermutlich 1925. „Mehrere hundert Meter von diesem Haus entfernt existiert noch heute der mehr als 200 Jahre alte jüdische Friedhof mit nachweislich 23 Grabstellen, der von der Gemeinde Edertal gepflegt und unterhalten wird. 1929 fand hier die letzte Beerdigung statt“, berichtet Johannes Grötecke.
Das Entschlüsseln der in Stein gemeißelten und teilweise verwitterten Inschriften sei schwierig, aber dank der Unterstützung und dem Wissen von Eva Flörsheim lösbar gewesen. Flörsheim, die im norwegischen Mos lebt, habe sich vor Ort informiert und Fotos der Grabsteine per E-Mail erhalten, die von Alfred Hucke stammen. „Sie hat die Inschriften entschlüsselt und mir die Informationen in englischer Sprache in die USA geschickt. Meine Aufgabe war es dann, das Ganze ins Deutsche zu übersetzen. Nachdem alles fertig war, habe ich es Johannes Grötecke geschickt, der korrekturgelesen hat.“ Auf diese Weise sei ein mit Fotos von Alfred Hucke bebildertes Buch entstanden, mit dem die Familiengeschichten der in Bergheim beigesetzten Juden nachgezeichnet werden, berichtet Richard Oppenheimer.
Während des Zweiten Weltkrieges sei auch in Edertal jegliches jüdische Leben von den Nationalsozialisten ausgelöscht worden. „Heute erinnern nur noch die Grabsteine und einige wenige erhalten gebliebene Aufzeichnungen an Juden in Edertal“, sagt Johannes Grötecke. Für Edertals Bürgermeister Klaus Gier ist die Arbeit der vier Buchautoren von unschätzbarem Wert. „Es ist nicht nur ein Dokument jüdischen Lebens in unserer Gemeinde, es erinnert auch an die von den Nazis verübten Gräueltaten.“ Dies sei einer der Gründe, warum die Nationalparkgemeinde den Druck und die Herausgabe des Buches finanziell unterstützt habe.
Das Buch „Haus des Lebens – Jüdisches Leben in Edertal“ wird am 15.04.2024 um 19:30 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus Bergheim von den vier Autoren der Öffentlichkeit vorgestellt. Eigens für diesen Termin werden Richard Oppenheimer aus den USA und Eva Flörsheim aus Norwegen anreisen.
Startseitenfoto: Uli Klein