Von Wolfgang Lübcke
Gellershausen. Die Traddelkopf-Route führt uns rund um den Traddelkopf, auch die Traddel genannt, mit 626 Meter der höchste Berg im Nationalpark Kellerwald-Edersee. Die Bergkuppe selbst ist nicht zugänglich. Dort erfolgte 1934 übrigens die letzte Auerhuhn-Beobachtung im jetzigen Nationalpark.
Startpunkt des mit einem Buntspecht-Symbol markierten Weges ist wie bei der Locheichen-Route der Nationalpark-Eingang Heinrichshütte bei Gellershausen. Die Streckenlänge beträgt 9,9 Kilometer. Rechnet man zwei empfehlenswerte Abstecher zum Ruhlauber und zur Bathildishütte hinzu, sind es rund 11 Kilometer. Der Weg führt wie bei der Locheichen-Route zunächst durch den Galgenbusch, eine Kuppe mit einstiger Niederwald- und Hutenutzung. Angelangt am Waldrand des Nationalparks biegt man links ab und hat nach wenigen Schritten einen schönen Blick auf das Köhlerdorf Gellershausen. Dann erfolgt der Anstieg unterhalb von Traddel und Ahornkopf, entlang des Nationalparkteils, der mit dem Prädikat UNESCO-Welterbe ausgezeichnet ist. Hierzu gehört der alte Buchenwald, dem wir bis zu dem markanten Wegekreuz Frankenauer Tor folgen, wo Sitzbänke zu einer ersten Rast einladen.
Von hier aus lohnt ein Abstecher zum Ruhlauber, einem Buchenaltholz in der Gemarkung Altenlotheim, das bereits 1990 als Naturschutzgebiet ausgewiesen worden war und nun ebenfalls zu dem Welterbe-Bereich des Nationalparks gehört. Als das 57 Hektar große Waldstück Naturschutzgebiet wurde, war es noch ein strukturarmer, einschichtiger Hallenwald, überwiegend frei von Unterwuchs und Totholz. Inzwischen hat sich unter den Altbuchen eine reiche Naturverjüngung entwickelt als Folge einer Bestandsauflichtung in den 1980er Jahren und einer deutlichen Reduktion des Schalenwilds. Erste Baumveteranen sind bereits zusammengebrochen und die hier entstandenen Lichtinseln ermöglichen den jungen Buchen, die hier bereits lange in Wartestellung standen, ein rasches Wachstum. So entsteht ein stufiger, strukturreicher Naturwald.
Historische Wolfsgrube
Nicht versäumen sollte man einen Besuch der historischen Wolfsgrube am Rand des Ruhlaubers. Der erste Hinweis auf die Wolfsgrube findet sich in einer Grenzsteinbeschreibung aus dem Jahr 1749 mit einer alten Karte. Die einst steilwandige Grube, wurde mit Reisig abgedeckt. Um die Wölfe anzulocken, warf man Aas in die Grube und konnte so die Wölfe, fangen und töten. Hier hören wir auch die Flugrufe eines Schwarzspechts und kurz darauf den Sitzruf. Interessant also, dass man an den Lautäußerungen erkennen kann, ob der Vogel gerade fliegt oder nicht. Nach dem Buntspecht ist der etwa krähengroße Schwarzspecht die häufigste Spechtart im Nationalpark. Seine Höhlen zimmert er in dicke Buchen. Da er von Zeit zu Zeit neue Höhlen anlegt, können die nicht mehr benutzten von vielen „Nachmietern“ bezogen werden, zum Beispiel Vogelarten wie Hohltauben, Dohlen oder Raufußkäuze, Fledermäuse und Hornissen, sogar Baummarder. Auf einer Forststraße wandern wir nun zum Elisabetherplatz und machen von dort einen Abstecher zur 300 Meter entfernt stehenden Bathildishütte, einem idyllischen Rastplatz. Am Rande des Wiesenplatzes beeindruckt eine mächtige, etwa 120 Jahre alte Douglasie. Zurück am Elisabetherplatz biegen wir in Richtung Tannendriesch ab. Aber schon bald zweigt rechts der Locheichenpfad ab. Von dem Forstort Locheiche führt uns der Rundweg zurück zu unserem Ausgangspunkt.
HINTERGRUND: Der Waldecker Teil des jetzigen Nationalparks war bis 1918 Hofjagdrevier der Waldecker Fürsten. 1894 ließ der letzte regierende Fürst Friedrich zu Waldeck und Pyrmont (1865 – 1946) hier ein Jagdhaus errichten, das er nach der Fürstin Bathildis (1873 – 1962) benannte. Deren soziales Engagement ist bis heute in Erinnerung vieler Waldecker. Nach dem 1. Weltkrieg wurde das Jagdhaus abgebrochen. Aus dem ehemaligen Pferdestall entstand die Bathildishütte, die bis zur Ausweisung des Nationalparks als Jagdhütte diente. Der Elisabetherplatz erhielt seinen Namen nach einer Schwester von Fürst Friedrich. An ihn erinnert die Friedrichshütte am Peterskopf.