Von Wolfgang Lübcke
Lieschensruh/Bergheim. Wer die Straße von Lieschensruh nach Bergheim fährt, mag sich fragen, welche Pflanze das ist, die in den Wintermonaten mit ihren auffälligen weißen Fruchtständen das Gebüsch an der Böschung der alten Bahnlinie und auch an der Eder umrankt.
Es handelt sich um die Echte oder Weiße Waldrebe. Ihr wissenschaftlicher Name Clematis vitalba verweist darauf, dass sie mit der Clematis verwandt ist, die als Kulturform zu den beliebtesten Kletterpflanzen in Gärten zählt. Die Echte Waldrebe ist eine einheimische Art und eine der wenigen mitteleuropäischen Lianen. Sie gehört zu der großen Familie der Hahnenfußgewächse, ist also zum Beispiel mit Buschwindröschen, Sumpfdotterblume, Christrose, Küchenschelle, dem in der Eder wachsenden Flutenden Hahnenfuß oder auch Magnolien-Bäumen verwandt, von denen ein schönes Exemplar am Giflitzer Ärztehaus steht. Von der Biologie her bietet die Echte Waldrebe einige Besonderheiten.
Sie ist ein Stickstoffzeiger, wächst auf kalkreichen Böden und liebt Wärme. Ihre Wurzeln gehen eine Symbiose mit Pilzen ein, also ein Zusammenleben zu beiderseitigem Nutzen. Die Pflanzenteile enthalten das Gift Protanemonin mit hautreizender Wirkung. Die Duftstoffe der weißen Blüten locken von Juli bis Oktober Insekten an, insbesondere Zweiflügler und Käfer, sie werden auch von Honigbienen besucht. Die zahlreichen wollknäuelartigen Früchte der Waldrebe bleiben im Winter stehen und fallen auf dem Hintergrund der unbelaubten Bäume und Büsche, an denen sie ranken, stark auf. In Waldeck-Frankenberg ist die Echte Waldrebe laut dem Buch „Pflanzenwelt zwischen Eder und Diemel“ ziemlich selten. Bisweilen wurde sie vom Menschen ausgebracht, hat aber an der Eder vielleicht einen ursprünglichen Standort.