Von Wolfgang Lübcke
Königshagen/Wellen. Königshagen hat gleich zwei Ortspottnamen. Am bekanntesten sind die Königshagener Heidelbeerschnetzer. Der Wellener Ortsspottname „Schleifsteinhasen“ hat seinen Ursprung in geologischen Gegebenheiten.
In den Wäldern um Königshagen wuchsen früher viele Heidelbeeren. Auf den sandigen Böden gediehen sie gut und wurden zentnerweise zum Verkauf nach Wildungen gebracht. Wahrscheinlich haben die Königshagener immer mal mit ihren dicken Heidelbeeren geprahlt und ihre Nachbarn foppten sie. Zeitungsverleger Ludwig Bing (1902 – 1986) schrieb dazu: Die Kingesknipper (Königshagener) „haben Heidelbeeren so dick wie Äpfel, und wenn sie Heidelbeerkuchen backen wollen, dann müssen sie die Beeren erst ’schnetzen‘ (schneiden). Der Spottname ‚de Heidelbeerschnetzer‘ war geboren.“
Weniger bekannt ist der Spottname „Schwammklöpper“ für die Königshagener. Auch dieser Name hat einen interessanten Hintergrund. Ehe um 1830 die Streichhölzer erfunden wurden, musste Feuer mühsam mit Hilfe von Zunderschwamm, Stahl und Feuerstein erzeugt werden. Zunderschwämme sind Baumpilze, die vor allem geschwächte alte Buchen befallen. Die Königshagener sammelten früher diese Schwämme, die in Pottaschenlauge gekocht, geklopft (daher die Bezeichnung “Klöpper“), getrocknet und dann verkauft wurden. Bing bezeichnet das als „kein schlechtes Geschäft“. Übrigens: Schon Ötzi, der Mann aus dem Eis, trug Zunderschwamm bei seinen Wanderungen in der Tasche mit sich.
Auf geologische Gegebenheiten ist der Ortsspottname „Wellener Schleifsteinhasen“ zurückzuführen. Der Schleifsteinkopf nordwestlich von Wellen ist mit 383 Meter die höchste Erhebung in der Gemarkung des Dorfes. Der Berg besteht aus Buntsandstein. Hier holten die Wellener die Steine für den Bau ihrer Kirche, den Sand, der früher samstags in die blank gescheuerten Stuben gestreut wurde, und die Schleifsteine, an denen Äxte und Messer geschliffen wurde. Den Schleifsteinen verdanken die Wellener ihren Spottnamen.
(Startseitenfoto: Bekannt im Ortsspott sind die Königshagener „Heidelbeerschnätzer“. Die Aufnahme zeigt einen Heidelbeerbestand im Domanialwald Bergheim / Foto: Wolfgang Lübcke)