Von Ann-Katrin Heimbuchner
Waldeck-Frankenberg. Im Kampf gegen das Coronavirus ist die Unterbrechung von Infektionsketten das A und O. Das bedeutet: Begegnungen müssen nachverfolgt, Infizierte und deren Kontakte in Quarantäne gestellt und telefonisch betreut werden. Für das Gesundheitsamt des Landkreises Waldeck-Frankenberg ist das nicht erst seit den rasant steigenden Infektionszahlen eine Mammutaufgabe. Doch: Mit vereinten Kräften von Kolleginnen und Kollegen aus der gesamten Kreisverwaltung stemmen derzeit über 100 Mitarbeitende gemeinsam diese Herausforderung – einige nahezu rund um die Uhr, sieben Tage in der Woche.
Das Virus kennt keinen Feierabend und kein Wochenende: Fast rund um die Uhr treffen neue Befunde aus den Laboren beim Landkreis ein. Mit ihnen startet die Nachverfolgung der Infektionsketten: „Sobald wir einen positiven Fall registrieren, setzen wir uns mit dem Betroffenen in Verbindung, stellen ihn in Quarantäne und lassen uns seine sozialen Kontakte der letzten Tage auflisten“, berichtet Hygienekontrolleur Felix Schohr vom Fachdienst Gesundheit des Landkreises. Dann wird nach für nach die Liste mit den angegebenen Kontaktpersonen abgearbeitet: „Manchmal ist das richtige Detektivarbeit, denn wir müssen genau ermitteln, welche Art von Kontakt die Menschen hatten und daraus das Infektionsrisiko ableiten.“ Das sei nicht immer leicht – vor allem, weil die Kontaktlisten der Menschen länger und länger würden. „Wir müssen teilweise pro Infiziertem bis zu 50 Menschen ausfindig machen, sie anrufen, beraten, entsprechende Maßnahmen einleiten und das alles auch nachvollziehbar dokumentieren.“ Ein enormes Arbeitsaufkommen – vom bürokratischen Aufwand mal ganz abgesehen.
Gerade bei der außerordentlich gestiegenen Menge an Verwaltungsaufgaben kann es vorkommen, dass die Telefon-Hotline der Kreisverwaltung zeitweise überlastet ist oder beispielsweise auch Quarantäne-Bescheide mal mit zeitlicher Verzögerung in die Post gegeben werden, wofür der Landkreis um Verständnis bittet. An den Auflagen nach dem Infektionsschutzgesetz ändert dies aber nichts wie die Amtsärztin Karin Schönberger des Fachdienstes Gesundheit erklärt: „Wenn wir die Quarantäne mündlich anordnen, ist sie genauso rechtswirksam wir ein Brief.“ Natürlich bemühe man sich, dass alle Betroffenen ihre Bescheide trotzdem so schnell als möglich erhalten, weil viele diese beispielsweise auch für ihren Arbeitgeber benötigten. Auch dafür arbeiten die Landkreis-Mitarbeitenden permanent und unter Hochdruck: „Wir haben dazu verschiedene Teams gebildet, die sich im Akkord durch die Berge von Arbeit kämpfen. Auch am Wochenende kommen viele freiwillig zu den Diensthabenden dazu, um die Kolleginnen und Kollegen zu unterstützen. Wir erfahren hier eine sehr große Solidarität“, berichtet Gesundheitsamts-Chef Thomas Hetche, den der Zusammenhalt seines Teams auch ein wenig stolz macht. Sind die Kontaktpersonen und Erkrankten ausfindig gemacht und in Quarantäne gestellt, wird jeder einzelne von ihnen 14 Tage lang persönlich betreut.
Derzeit sind das rund 1.300 Menschen in Waldeck-Frankenberg, Tendenz steigend. „Wir rufen die Menschen einmal am Tag an, erkundigen uns wie es ihnen geht und leiten – wenn nötig – weitere Schritte ein“, berichtet Elisabeth Engelhard, die wie zahlreiche andere Kolleginnen und Kollegen eigentlich in einem anderen Fachdienst arbeitet, aber zurzeit das Gesundheitsamt unterstützt. Das sind locker bis zu 80 Telefonate pro Tag. Von Flirtversuch bis Weinkrampf: „Viele Menschen reagieren in dieser Ausnahmesituation sehr emotional“, berichtet sie weiter. „Wir nehmen die Sorgen, Ängste und Probleme der Menschen ernst und versuchen ihnen bestmöglich zu helfen.“ Man müsse für die Menschen ein offenes Ohr haben. „Wir schätzen das außerordentliche Engagement unserer Mitarbeitenden in dieser Extremsituation
sehr“, betonen Landrat Dr. Reinhard Kubat und der Erste Kreisbeigeordnete und Gesundheitsdezernent Karl-Friedrich Frese. „Wir alle im Landkreis müssen es jetzt schaffen, dass die Zahlen wieder sinken.“ Auch, wenn man sich derzeit bereits darauf vorbereite, die Kapazitäten vorsichtshalber noch weiter zu erhöhen.