Von Friederike Becker
Wiesbaden/Edertal. Insgesamt acht Schulen aus Hessen wurden mit dem Hessischen IHK-Schulpreis für ihre Projekte zur beruflichen Orientierung ausgezeichnet. Eine dieser acht Schulen ist die Integrierte Gesamtschule Edertal, die ihre Schülerinnen und Schüler besonders gut auf den Start in die Berufswelt vorbereitet.
Im Vordergrund standen Projekte, die das Interesse für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik stärken. Ausgezeichnet wurden Haupt- und Gesamtschulen, Realschulen und Gymnasien. Überreicht wurden die Urkunden und Preise durch Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz und HIHK-Präsident Eberhard Flammer in Wiesbaden. Beworben hatten sich 29 Schulen aus ganz Hessen. Das Preisgeld beträgt je Schule 1.500 Euro. „Unsere Angebote zur Berufsorientierung bereiten Schülerinnen und Schüler optimal auf die Zeit nach der Schule vor und helfen ihnen dabei, den Beruf zu finden, der zu ihnen passt“, erklärte Kultusminister Lorz. Denn immerhin spiele die Berufswahl für den weiteren Lebensweg eine wichtige Rolle. „Gemeinsam mit den Ausbildungsbetrieben legen wir den Grundstein für die Fachkräfte von morgen und sichern so den Fortbestand unseres hessischen Wirtschaftsstandorts.“ Wie wichtig berufliche Orientierung an Hessens Schulen sei, habe Corona erneut vor Augen geführt. „Die ausgefallenen Orientierungsangebote wirken sich noch immer auf den hessischen Ausbildungsmarkt aus. Ausbildungsverträge kommen deutlich später zustande. Dabei gibt es in Hessens Unternehmen, in der Stadt wie auf dem Land, noch viele freie Lehrstellen. Gemeinsam werben wir intensiv für die duale Ausbildung. Denn sie bietet zukunftsfeste Berufe, gute Gehälter und viele Entwicklungsmöglichkeiten“, sagte HIHK-Präsident Flammer. „Die heute ausgezeichneten Schulen geben im besten Sinne Orientierung. Sie zeigen ihren Schülerinnen und Schülern, wie attraktiv Tätigkeiten im naturwissenschaftlich-technischen Bereich sind. Gerade hier braucht Hessens Wirtschaft auch in Zukunft Nachwuchs. Bis 2035 könnten in Hessen zusammengerechnet 495.000 Fachkräfte fehlen, vor allem beruflich Qualifizierte in technischen und kaufmännischen Berufen. Deshalb leisten Hessens Schulen mit praxisnaher Berufsorientierung einen großen Beitrag zur Fachkräftesicherung“, erklärte Flammer.
Das Projekt der GSE richtet sich primär an Hauptschüler und Hauptschülerinnen und bringt die Lernenden über Praxisnachmittage in Kontakt mit Betrieben und gibt praxisnahe Einblicke in MINT-Ausbildungsberufe. Unterstützt wird das Projekt durch den Partner „I am MINT“, der sowohl eine Auftaktveranstaltung anbietet, bei der die Schülerinnen und Schüler auf die Unternehmensbesuche vorbereitet werden, als auch eine Reflexion durchführt, um ihre Erfahrungen zu bündeln und miteinander abzugleichen. Am Ende steht eine Zertifizierung, um die späteren Bewerbungsunterlagen der Lernenden aufzuwerten. Einmal jährlich findet das Projekt zur beruflichen Orientierung statt und ist in den Berufsorientierungskalender integriert. „Wir arbeiten eng mit den Unternehmen Uniper Kraftwerke GmbH und Peikko Deutschland GmbH aus der näheren Umgebung zusammen, die regelmäßig Auszubildende in MINT-Berufen einstellen“, betont Schulleiter Thomas Wiegand. Die Betriebsbesuche sind für die Dauer eines halben Jahres angelegt. Beteiligt sind insbesondere die beiden Berufsorientierungsbeauftragten, aber auch die Arbeitslehrelehrkräfte werden bei Bedarf für Vor- und Nachbereitung der Unternehmensbesuche eingebunden. „Besonderen Wert legen wir bei unseren Projekten auf die Praxisnähe, die insbesondere dadurch erzeugt wird, dass die Lernenden über mehrere Nachmittage in den Kooperationsunternehmen vor Ort sind“, berichten die Lehrkräfte Heike Nagel und Heiko Hoffmann und fügen hinzu: „Dort können sie neben theoretischen Gesprächen mit den Azubis der beiden Unternehmen auch praktische Erfahrungen sammeln, indem sie – angeleitet durch die Azubis – in den jeweiligen Produktionsprozess des Unternehmens eingreifen dürfen.“
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Projekts treffen in den Unternehmen auf aktuelle Auszubildende, um mit diesen auf Augenhöhe ins Gespräch zu kommen und so die MINT-Berufe unmittelbar kennenzulernen. Des Weiteren erhalten die Schülerinnen und Schüler im Betrieb praktische Erfahrungen und erleben Ausbildungsberufe dadurch hautnah. Durch die Praxisnachmittage bekommen sie die Möglichkeit zu erkennen, inwieweit die angebotenen MINT-Ausbildungsberufe ihren Interessen und Fähigkeiten entsprechen und für sie eine Option für die berufliche Zukunft sind. Ganz besonders die Schülerinnen erhalten dabei Einblick in Berufe, die bisher nur selten von Frauen ergriffen werden und auch bei Betriebspraktika oft nur eine untergeordnete Rolle spielen.