Von Uli Klein
Böhne/Heimarshausen. Seit mehr als vier Jahrzehnten weckt in der Feldgemarkung von Böhne der Riesenstein – auch „Dicker Stein“ genannt – das Interesse der Dorfbewohner und zieht die Blicke einer Vielzahl von Wanderern und Radfahrern auf sich. Und das aus gutem Grund. Denn um die tonnenschweren Felsfragmente rankt sich eine Sage über zwei in Clinch geratene Riesen. Wie viele andere entstand die mündlich überlieferte Erzählung vermutlich in der Epoche der Renaissance oder des Barock. In Böhne wird sie über Generationen hinweg weitererzählt und am Leben gehalten.
Der Sage zufolge gab es vor langer Zeit zwei Riesen in der Gegend. Der eine lebte in der Nähe von Heimarshausen, einer in den Wäldern um Schloss Waldeck. Die beiden Giganten waren in Streit geraten. Der Heimarshäuser Riese beschloss aus lauter Wut über seinen Gegner, Schloss Waldeck mit einem Felsbrocken zu bewerfen und zu zerstören. Er verschätzte sich aber bei dem Wurf und der Fels flog nur die halbe Strecke und landete im Feld bei Böhne. Diesen mythischen Ort hat der Ortsbeirat mit Unterstützung des Sachsenhäuser Unternehmens Veltum und der Nationalparkgemeinde Edertal mit dem Errichten eines Schildes aufpoliert und neu in Szene gesetzt.
„Eine bereits vorhandene Hinweistafel war im Laufe der Jahrzehnte stark verwittert und kaum noch lesbar. Wir waren uns im Ortsbeirat darüber einig, dass dort ein neues Schild aufgestellt werden sollte. Denn der Stein hat ja schließlich auch eine geschichtliche und kulturhistorische Bedeutung“, sagt Ortsvorsteherin Elisabeth Schäffer-Wokun. Ein weiterer Grund für die Initiative sei der Standort gewesen. „Der dicke Stein und eine direkt angrenzende Ruhebank befinden sich an einer von vielen Wanderern und Radfahrern stark frequentierten Wege-Gabelung, die im weiteren Verlauf nach Lieschensruh oder Bergheim führt.“ Ursprünglich lag der Gesteinsblock aus Kellerwald-Quarz etwa 50 bis 70 Meter von seinem heutigen Standort entfernt, verborgen unter der Erdoberfläche in einer Tiefe von etwa zweieinhalb Metern. „Man wusste aber um seine Existenz, denn das Wissen über ihn war über Generationen hinweg weitererzählt worden und somit nicht erloschen“, berichtet Elisabeth Schäffer-Wokun. Um das Jahr 1900 sei der Fels wiederentdeckt und 1967 wegen seiner Größe gesprengt worden. „Die noch vorhandenen Bruchstücke wurden dann acht Jahre später vom Technischen Hilfswerk an dieser Stelle aufgestellt“, erinnert sich die Ortsvorsteherin.